Voraussetzungen für einen gelungenen Schulstart aus ergotherapeutischer Sicht

Für einen gelungenen Schulstart ist nicht nur eine die Persönlichkeit des Kindes wertschätzende Umgebung von Bedeutung, sondern ebenso die Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Sinnesumwelt in den ersten acht Lebensjahren. Hierzu zählen insbesondere die Sinneserfahrung mit seinem Muskelapparat, das Berühren und Berührtwerden und auch die Ausreifung seiner Gleichgewichts- und Haltungsfunktionen (Balancieren, Klettern, Schaukeln, Rutschen). Für das visuelle Erkennen, z. B. von geometrischen Grundformen, benötigt das Kind neben der Berührungserfahrung auch das aktive Bewegen einer geometrischen Form.

Um ausdauernd und ruhig in der Schule sitzen zu können, benötigen die Schüler eine ausgereifte Körperwahrnehmung und Gleichgewichtsregulierung sowie eine angemessene Körperspannung, die sie auch über einen längeren Zeitraum halten müssen. Kinder mit einer schlaffen Muskelspannung werden dieser Anforderung kaum nachkommen können und setzen sich durch Kippeln selbst verstärkt Körperreize, um ihre Muskelspannung und Körperwahrnehmung zu erhöhen. Ebenso kippeln Kinder mit einem herabgesenkten Aufmerksamkeitsniveau heftig, da ihr Konzentrationsgrad wieder durch eine erhöhte und aktive Muskelspannung den schulischen Anforderungen angepasst werden kann. Natürlich können Aufmerksamkeitsstörungen aber auch andere Ursachen haben.

Generell beträgt die Aufmerksamkeitsspanne bei Kindern von 5–7 Jahren 15 Minuten und bei Kindern im Alter von 8–9 Jahren 20 Minuten. Danach benötigen die Kinder eine kleine Pause, am besten einhergehend mit Bewegung, um weiterhin ihr Aufmerksamkeitsniveau halten zu können.

Zum problemlosen Erlernen des Schreibens (Einsetzung der rechten oder linken Hand als Schreibhand) ist die Ausreifung der Handpräferenz sowie eine ergonomische Stifthaltung vonnöten.

Hierfür sind eine altersgerechte feine Muskelregulierung der Finger und des Handgelenkes ebenso notwendig wie eine gute Berührungswahrnehmung über die Haut. Zum Erlernen des Malens und für das Behalten von Zahlen und Buchstaben ist eine gut entwickelte visuelle Wahrnehmung erforderlich, um diese in ihrer richtigen Raumlage beim späteren Schreiben sowie in ihren Raumbeziehungen wiederzuerkennen; ebenso wichtig ist hier auch eine entsprechende Auge-Hand-Koordination.

Für das Lesen wird eine differenzierte auditive Wahrnehmung (Verarbeitung des Schalls im Gehirn) benötigt. Die auditive Wahrnehmung trennt den Nutz- vom Störschall. Dies dient u. a. dazu, dass die Kinder die Stimme der Lehrerin von anderen Geräuschen trennen können (z. B. das Gespräch des Nachbarn). Kinder, die in der Trennung von Nutz- und Störschall Probleme haben, zeigen häufig Störungen in ihrer Konzentrationsleistung. Diese Kinder verhalten sich in einer 1-1-Lernsituation – wie zu Hause – sehr aufmerksam. Die Konzentration nimmt mit jedem Kind im direkten Lernumfeld ab.

Die Ausreifung der Handdominanz kann bis zum 9. Lebensjahr dauern. Hinzu kommt, dass sich die Händigkeitsausprägung in einem Kontinuum von stark rechts (alles wird mit der rechten Hand gemacht) bis stark links erstreckt. Menschen, die sich innerhalb dieses Kontinuums bewegen, werden als schwache Rechts- oder Linkshänder bezeichnet. Eine Sondervariante sind variable Linkshänder. Sie setzen die linke Hand nur als Schreibhand ein, für alle anderen Tätigkeiten wird die rechte Hand benutzt.

Für weitere Fragen stehen Ihnen Frau Sofka und ihr Team gerne zur Verfügung.