Die Händigkeit des Kindes

Die Handdominanz eines Menschen erstreckt sich in einem Kontinuum von stark rechts (alle Tätigkeiten werden nur mit der rechten Hand ausgeführt) bis stark links. Menschen, die sich innerhalb dieses Kontinuums bewegen, werden als schwache Rechts- oder Linkshänder bezeichnet. Eine Sondervariante sind variable Linkshänder. Sie setzen die linke Hand nur als Schreibhand ein, für alle anderen Tätigkeiten wird die rechte Hand benutzt.

Die Ausprägung der Händigkeit auf der rechten Seite des Kontinuums (ca. 85 %) unterscheidet sich merklich von der der linken Seite (ca. 10–12 %). 60 % der Rechtshänder sind stark in ihrer Ausprägung, Linkshänder nur zu 4 %. Zudem setzen Linkshänder ihre rechte Hand mehr ein als Rechtshänder ihre linke. Mit ihrer rechten Hand sind Linkshänder zudem geschickter als Rechtshänder mit ihrer linken. 

Kinder im Alter von 18 Monaten bis 2 Jahren weisen eine Richtung der Präferenz auf. Die Stärke der Spezialisierung ihrer Hände nimmt mit jedem Lebensjahr zu. In der U9 wird das Alter von 5 Jahren für eine sichere Händigkeit angegeben.

Viele linkshändige Kinder entwickeln erst im Laufe ihrer Klein- und Vorschulzeit eine stärkere und konstantere Handpräferenz. Bei dem heutigen frühen Einschulungsbeginn der Kinder liegt die Gefahr für Linkshänder darin, dass sie noch nicht so weit sind, um eindeutig fühlen zu können, welche Hand sie zum Schreiben bevorzugen wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass bei diesen Kindern oft auch ihre rechte Hand leistungsstark ist. Auch vor dem Hintergrund der fehlenden Information von Händigkeitsausprägung und -reifung durch die Umwelt und einer mehrheitlich rechtshändigen Welt wird die rechte Hand als Schreibhand eingesetzt oder empfohlen.

Generell sollte bei noch unklarem Händigkeitsgebrauch, also wechselndem Einsatz der Hände bei Tätigkeiten, der zu benutzende Stift, das Besteck usw. in die Körpermittellinie vor das Kind gelegt werden, damit der Impuls von der dominanteren Hand kommen kann. 

Bei einer Tendenz des Kindes, seine linke Hand vermehrt einzusetzen, sollten ihm zur Auswahl beispielsweise eine Linkshänderschere oder ein für Linkshänder adaptierter Spitzer angeboten werden. Die Bedienung der Maus für den Computer erfordert ebenso eine hohe Präzision. Bei einer nicht speziell ergonomisch geformten Maus kann über die Systemsteuerung die Tastenkonfiguration umgeschaltet werden.

Hat sich das Kind für seine linke Hand zum Schreiben entschieden, sollte auch eine Linkshänderunterlage als Schreibunterlage eingesetzt werden, um das Verwischen des Geschriebenen zu vermeiden. Desgleichen unterscheiden sich die Griffmulde oder auch der Schliff der Spitze bei Füllfedern für Linkshänder. Collegeblöcke mit Spiralbindung sind sehr hinderlich. Es sollten Collegeblöcke mit Spiralbindung oben oder rechts gekauft werden. Bei einem Linkshänderlineal verläuft die Skala von rechts nach links. Für das Kochen und Essen sollte darauf geachtet werden, dass viele technische Hilfsmittel wie Dosenöffner, Gemüseschäler, aber auch Messer für die rechte Hand konzipiert sind. Im Linkshänderladen können spezielle Messer, deren Schliffe auf der linken Seite sind, und andere Geräte erworben werden.

Mit dem Eintritt in die Schule sollte jedes Kind eine sichere Schreibhand aufweisen. Die Befundung und Abklärung bei einem unklaren Händigkeitseinsatz hinsichtlich der Schreibhand sollte ein Jahr vor der Schule stattfinden, um ausreichend Zeit zu haben, die feinmotorischen wie auch graphomotorischen Fähigkeiten der Schreibhand weiter zu differenzieren.

Sollten Sie Fragen zur Händigkeitsausprägung Ihres Kindes haben oder Ihr Kind ist noch nicht eindeutig in seinem Gebrauch der Händigkeit, führt Frau Heinke Sofka eine Austestung der Händigkeit und der Handmotorik durch.