Was ist systemische Beratung?

Systemisch arbeitende Berater gehen davon aus, dass jeder Mensch eine ihm innewohnende Lösungsfähigkeit besitzt ("Experte in eigener Sache"). Sie setzen die Selbstständigkeit/Autonomie des Beratungssuchenden voraus.

Der Berater stellt kontextzentrierte Fragen und führt einen wertschätzenden und einfühlsamen Dialog mit dem Klienten. Wichtig dabei ist, dem Klienten Anerkennung und Akzeptanz zu vermitteln. Es werden sowohl die Ressourcen als auch die bereits vielfältig vorhandenen Kompetenzen des Klienten aktiviert, hervorgehoben und exploriert mit dem Ziel, das "Expertentum in eigener Sache" zu verstärken und zu untermauern.

Die Haltung des Beraters gegenüber dem Klienten wird von Angenommensein, Wertschätzung und Unvoreingenommenheit geprägt. Der Berater zeigt Einfühlungsvermögen und Sensibilität. Mit seinen Fragenerforscht er die Anliegen und Probleme/Ressourcen des Klienten, um einenverstehenden und verständnisvollen Beratungsrahmen/Dialog zu entwickeln, in dem vertrauensvoll nach Lösungen, emotionaler Erleichterung und Selbstverantwortung (Empowerment) des Klienten gesucht wird.

Die systemische Beratung orientiert sich an den Anliegen, den Wünschen und den Zielen des Klienten. Mittels lösungsorientierter und systemischer Fragen stellt sie die Eigenverantwortlichkeit und die Förderung der Autonomie des Klienten in den Mittelpunkt. Der Dialog öffnet den Beratungsprozess und zeichnet sich aus durch ein hohes Interesse und durch ein erfahrbar gemachtes Verständnis für die Lebens- und Erfahrungswelt und den Erfahrungsschatz (Ressourcen) des Klienten.

Systemische Berater richten ihr Augenmerk besonders auf das soziale Eingebundensein des Klienten. Sie beziehen die unterschiedlichsten Perspektiven des zum Bezugssystem gehörenden Menschen mit ein, um dem Klienten die Möglichkeit zu geben, neue Blickwinkel auf sich und sein Bezugssystem zu eröffnen.

Im Mittelpunkt des systemischen Ansatzes steht nicht die Ursachenklärung, sondern die Erforschung der Bedeutung des Problems für den Einzelnen in dem jeweiligen Beziehungskontext. Hier werden im zirkulären Sinne durch Fragen unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven umkreist, um die Vielschichtigkeit von Wirklichkeit erlebbar werden zu lassen. Menschen werden mit dieser Sichtweise in ihrem Erleben, den Erfahrungen, dem Erkennen der Wirklichkeit – auch ihrer eigenen Realität – als einzigartig und als autonome Wesen anerkannt und gesehen. Daher ist jede Begegnung ein neuer Prozess des sich selbst Kennenlernens in Bezug auf den Klienten, aber auch in der Gestaltung des Dialoges zwischen Klienten und Berater.

Zu den Methoden des systemischen Ansatzes gehören u.a. zirkuläres Fragen, die Wunderfrage (Wie nehme ich es wahr oder werde ich wahrgenommen oder was hat sich verändert, wenn über Nacht das Problem wie durch ein Wunder verschwunden wäre?), das Reframing (Konflikte bekommen einen neuen Bedeutungsinhalt oder werden in einemanderen Kontext betrachtet), Genogrammarbeit (die Familie spielt eine zentrale Rolle) und die Arbeit mit Familienskulpturen wie auch aktives Zuhören.

Ursprung

Der systemische Ansatz stammt aus der Familientherapie. Virginia Satir, die Begründerin der Familientherapie, behandelte nicht mehr nur alleine den Erkrankten, sondern bezog mit großem Erfolg das ganze Bezugssystem Familie in die Behandlung ein. Die Änderung des Verhaltenseiner Person aus dem Bezugssystem setzte Veränderungen bei jedem anderen frei. Auf dieser Erfahrung beruhend, ist die systemische Sichtweise wichtig, dass der Klient nicht ohne seinen Beziehungszusammenhang zu verstehen ist. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Der theoretische Hintergrund liegt in der Systemtheorie und im Konstruktivismus, dessen wichtigster Grundsatz lautet, dass jeder Mensch abhängig von seinem Kontext, seinen Erfahrungen und deren Interpretation sich seine Wahrheit oder Realität kontextbezogen konstruiert.
Die systemische Beratung ist klar abgegrenzt zur systemischen Therapie. Es sollten keine schweren chronischen seelischen Grunderkrankungen vorliegen, um eine systemische Beratung in Anspruch zu nehmen.

Anliegen einer Beratung könnten u. a. sein:

  • Konflikte mit den Kindern
  • Kündigung
  • Trennung vom Partner
  • neue berufliche Orientierung
  • Konflikte am Arbeitsplatz (mit Kollegen und Vorgesetzen)

Die Beratung kann in meiner Praxis in Berlin-Karow stattfinden.